Meine Tipps sind ein Mix aus Euren Fragen, meiner langen Erfahrung und dem Wissen meiner befreundeten Händlerkollegen. Für mich auch interessant, dass Männer nicht automatisch zur Poliermaschine greifen.
Am Beitragsende findest Du die Antwort auf die am häufigsten gestellte Frage.
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Deshalb wird jedes Silber dunkel
Egal ob Silberschale, Schmuck oder Besteck. Die Verbindung von Schwefel und Schwefelwasserstoff bilden eine dünne Schicht Silbersulfid. Je mehr, desto schwärzer. Spuren der Verbindungen sind überall. Autoabgase, Kosmetikartikel, viele Lebensmittel. Am besten kennen wir das von Fisch und Ei. Je seltener wir das Silber benutzen, um so besser entwickelt sich die Oxidation.
Silberflecken durch Säuren und Salz. Vorsicht bei Obst, Wein, Essig. Becher und Kannen sind deshalb oft innen vergoldet. Salz und Silber sind keine gute Kombi – das führt zu Korrosion. Solche Flecken und Schäden können nur mit Mühe entfernt werden. Salzstreuer, sogenannte Salieren, sind daher innen vergoldet oder haben einen Glaseinsatz.
Der richtige Zeitpunkt, verfärbtes Silber richtig zu reinigen
Diesen Zeitpunkt sieht jeder anders. Bei mir darf z.B. vieles im täglichen Gebrauch leichte Spuren zeigen. Wir leben nicht im Museum. So wie die Kanne im Beitragsbild. Wenn sich bei ihr die Gravur nicht mehr deutlich abzeichnet, wird es Zeit.
Bei Besteck, wenn Gabelzinken die Farbe von hell nach braun wechseln ebenso. Aber kleine Flecken, Fingertapper – für mich noch kein Grund, gleich einen Putztag einzulegen.
Silber nach dem Gebrauch nicht lange liegen lassen und Silber richtig aufbewahren
Nachdem ich den Tisch abgeräumt habe, reinige ich Silbersachen (z.B. Besteck) von grobe Verunreinigung und lege es, mit Wasser bedeckt, ins Spülbecken, mit etwas Spülmitteln. Essensreste von Rührei, Fisch, Senf, Knoblauch, Obst etc. richten keine großen Verfärbungen an.
Richtig aufbewahren Gegenstände, die ich sehr selten nutze, reinige ich mit warmem Spülwasser, damit Fett und Fingerabdrücke weg sind. Danach mit einem Silberputztuch gründlich abreiben (ohne nochmal draufzufassen) und in ein Mikrofasertuch einwickeln und in einer Zip-Tüte dunkel lagern.
Schwefelwasserstoff in der Raumluft lässt sich (teilweise) binden. Eine Stange Tafelkreide in Schrank oder Schublade hat sich bewährt.
Tipp vom Händlerkollegen: In Luftpolstertaschen dunkel lagern.
Mein Tipp: Silber so oft wie möglich verwenden, eine leichte Oxydation wird so einfach abgerieben. Meine Tante Hella pflegte zu sagen: „Wenn Silber nicht benutzt wird, ärgert es sich schwarz.“
Warum Profis Silber selten mit Hausmitteln reinigen
Es gibt kaum einen Beitrag über „Silber richtig reinigen“, wo nicht zu lesen ist, dass es sich leicht und quasi von selber reinigt. Nur die Gegenstände in eine Schale mit heißem Wasser legen, jAlufolie und Salz dazu. Abrakadabra – das Silber ist sofort wieder blitzblank.
Theoretisch und unter Laborbedingungen klappt das schon, denn Silber und Aluminium bilden ein elektrochemisches (galvanisches) Kurzschluss-Element und die Oxidation dockt an der Alufolie an.
Praktisch – in der täglichen Arbeit und mit vielen Gegenständen funktioniert es (bei mir und bei den Kollegen) nur ganz bedingt. Hier kommt die „Silver-Challenge“.
Alu-Salz-Reinigung tritt an gegen Silberputzmittel
Man braucht dazu: 1 l heißes Wasser, 6 EL Salz, eine Schale mit Alufolie ausgekleidet.
- Das Objekt braucht großflächig Kontakt mit der Alu-Folie. Bei Gabelzinken sehr aufwendig, ich müsste sie einzeln mit der Alufolie umwickeln.
- Die Beispiel-Kanne lässt sich damit auch nicht zufriedenstellend reinigen. Der Elektronenfluss ist an den Lötstellen gestört – genau da sind die Stellen, die auch manuell aufwendig zu reinigen sind.
- Zu lange darf das Objekt nicht in der Lösung liegen, denn nach einer Zeit, die sich nicht genau definieren lässt, dreht sich die Sache um. Es gibt eine Rückbildung des Belags, den wegzubekommen, das ist dann wirklich kein Spaß.
Ergebnis:
Wenn flache Objekte plan in der Schale liegen, gibt es einen gewissen Auffrischungseffekt. Dieser lässt sich mit wenig Zitronen- oder Essigsäure verstärken.
Da die Gabeln nicht vollflächig aufliegen, ist das Ergebnis mäßig. Von 20 verschiedenen Gegenständen, die ich reinige, erfüllt einer die Anforderungen. Also für mich uninteressant
Warum macht man es dann?
Vielleicht weil es in fast jedem Beitrag und fast identisch – im Internet steht? Oder man meint, dass
- es „umweltfreundlich“ ist. |?| Alufolie umweltfreundlich?
- es billiger ist. |?| Alles zusammen kostet sicher so viel wie ein paar Tropfen Silberputzmittel.
- es schneller geht. |?| Wasser kochen, Schale mit Alufolie auskleiden, warten bis sich das Salz aufgelöst hat, Objekte umwickeln, in heißes Wasser geben. Rausnehmen, kontrollieren – ggf. noch einmal reingeben … Alles wieder aufräumen. Und die Stellen händisch nachputzen, wo die Lösung kein Ergebnis brachte.
In die gleiche Kategorie fällt für mich Zahnpasta, Backpulver etc. Ich würde mir’s ja gerne so einfach machen. Dumm wäre ich, würde ich danach nicht verfahren, wenn es klappt..
Mein Vergleich mit gängiger, günstiger Silberpolitur:
Überall sauber ohne überputzt zu sein. Mit der klassischen Reinigung brauchte ich für vier Teile die halbe Zeit. Dazu noch jede Menge Utensilien hin- und wieder wegräumen für die Alu-Salz-Wasser-Reinigung.
Alufolie und Objekt brauchen engen Kontakt
Die beiden Teile sollen wieder hell glänzen
Li. vorher – re. nachher – Ergebnis ist mäßig
4 Teile ganz fix mit Polierschaum gereinigt
Silber bei leichter Verfärbung richtig reinigen
Geht es darum, gelegentlich einen Kerzenständer, Bilderrahmen oder eine Schale zu reinigen, so empfehle ich ein großes Silberpoliertuch. Die Größe ist mir wichtig, weil ich damit das ganze Objekt umfassen und den Gegenstand beidhändig abreiben kann. So komme ich bestens zurecht. Das Tuch ist auch ideal für einen sehr empfindlichen oder wertvollen Gegenstand.
Auch wichtig – regelmäßig verwenden, z.B. beim Abstauben. So schützt das Silberpoliertuch ganz gut vor schneller Oxydation. Und die gründlichere Reinigung braucht’s höchstens einmal im Jahr.
Ich habe lange nach einem großen Tuch gesucht, das ungiftig imprägniert ist und kann es nur empfehlen.
Gegenstand kann komplett umhüllt bearbeitet werden
Und kommt frisch und glänzend zum Vorschein
Auch für große Objekte geeignet. Z.B. Kannen und Leuchter
Polierschaum - mein Standard-Mittel
Den Schaum nehme ich auch für Versilberungen, Von den Marken her gibt es Hagerty aus England. Persönlich bevorzuge ich Silver Polish von Silbo. Es ist sehr ergiebig und mir gefällt der gute Anlaufschutz. Es war ein Tipp meiner Händlerkollegen. Aber es darf auch mal Polyboy aus dem Drogeriemarkt sein, wenn der Anlaufschutz keine große Rolle spielt, weil der Gegenstand sehr oft in Gebrauch ist.
Asiatischer Jugendstil, mehr Bearbeitung darf nicht sein
Gravierte, russische Kaffeelöffel, hier ist auch Augenmaß wichtig
Versilbertes Löffelteesieb, in der Jeden-Tag-gebraucht-Optik
Polierwatte, auch für schwierige Stellen
Mit einer leicht öligen Lotion getränkt, poliert sie auch auch Messing sehr gut. Ich verwende schon lange Watte von NevrDull. Auch bei hartnäckigen Belägen bin ich damit erfolgreich und schwöre drauf. Meine Händlerkollegen meinen Metarex sei die wirklich gute Watte. Wohl eine Glaubensfrage.
Zur Watte braucht es das noch etwas Wichtiges zum Silber reinigen – den eigenen Daumen. Mit dem nötigen Druck geht fast alles weg. Vorsicht bei Versilberung – den Daumendruck sehr soft einsetzen.
Nach dem Bearbeiten das Objekt mit heißem Wasser abwaschen, die Ölrückstände müssen weg. Zum Trockenreiben nehme ich mein Silberpoliertuch.
Noch ein Händertipp: Sind die Ecken noch nicht ok, geht das noch mit Wattestäbchen weg. Dazu übliche Wattestäbchen in die Dose, mit Watte bedecken, so sind sie nach einigen Tagen immer einsatzfähig.
Silber reinigen, das schon stark oxydiert ist
Chemische Tauchbäder
Auch etwas, das ich nicht verwende. Einer meiner routinierten Händlerfreunde verkauft viel Silber – er nutzt das oft. Für ihn lohnt sich der Aufwand, die Vorbereitung plus umfangreiche Vorsichts- und Entsorgungsmaßnahmen. Die Mittel sind „nicht ohne“. Versuch macht kluch – der Kollege weiß inzwischen genau, wie lange das Teil eintauchen darf.
Mir sind die Mittel zu aggressiv. Ich habe oft auch Antiksilber, Becher oder kleine Mokkalöffel, die vergoldet sind, die Vergoldung kann damit völlig hinüber sein. Und die antike Patina wird auch zerstört. Bleibt Silber zu lange in diesem Bad, wird es total stumpf und blind. Das kann dann nur noch ein Profi mit einer Maschine wegpolieren. Die Kruste ist weg, aber der Gegenstand sieht danach oft auch seelenlos aus.
Silberpaste oder Polierpaste um Silber richtig zu reinigen
Wenn Du meinen Blogartikel übers Messingputzen schon gelesen hast, kennst Du meine Meinung. Dies trocken aufgetragenen Pasten, die auch noch wieder trocken wegpoliert werden, bleiben als hässliche Reste in den Vertiefungen zurück und ich habe größte Mühe, sie wieder weg zu bekommen. Was ich gerne für flächige, sehr stark beanspruchte Teile nehme, ist Gundel Putz.
Die großen Flächen von einem Silbertablett oder Silberschalen können davon profitieren, wenn sie leichte Kratzer haben. Mit den feinen Schleifpartikeln kann man die Fläche hauchfein abschleifen. So macht das auch die Poliermaschine, und wir machen es eben hier mit der Hand.
Den ähnlichen Effekt hat Mellerud Paste – für Gold, Silber, Messing und Kupfer. Auch hiermit ist ein feiner Abtrag des Materials verbunden. Um Kratzer zu egalisieren, ist das der gewünschte Effekt.
Fazit:
Je nach Gegenstand, Verfärbung und persönlichen Vorlieben kann man unter allen Mitteln auswählen und für mich kann ich sagen: Wirksam sind alle. Entscheidend für die Wahl ist die Stärke der Oxidation. Was es auch noch gibt, ist Wiener Kalk. ich kenne das noch von meiner Oma. Der Begriff soll nicht von der Stadt Wien kommen, sondern von „wienern“.(blank polieren) Er besteht aus Dolomit, und es gibt ihn in unterschiedlichen Feinheitsgraden. Da ich mit meinen Methoden ja erfolgreich agiere, habe ich ihn bisher links liegen gelassen.
Erst jüngst hörte ich von einer Silberhändlerin, dass sie darauf schwört. Sie handelt mit sehr seltenen und sehr hochwertigen Silbergegenständen, das animiert mich nun doch, ein paar Versuche zu starten. Ich werde berichten.
Noch was zu den Markennamen. Ich nenne sie, damit Du weisst, was ich empfehlen kann. Das ist KEINE bezahlte Werbung. Denn wenn ich morgen ein besseres Produkt entdecke oder das Produkt nicht mehr hält, was ich gewohnt bin, möchte ich immer so frei sein, meine Empfehlung von jetzt auf gleich zu streichen oder anzupassen.
Und dann noch die Antwort auf die meistgestellte Frage:
Darf mein Silberbesteck in die Spülmaschine?
Alles was NICHT Besteck ist, spüle ich ausnahmslos von Hand. Damit nichts verkratzt und verbogen wird. Mein Silberbesteck, das ich täglich verwende, darf in die Spülmaschine. Egal ob massives Silber oder versilbert.
Achtung: Die Messerklingen sind bei mir fest mit dem Messerheft verbunden. Ältere Messer haben meist eine eingekittete Klinge, die aufquillt. Dort haben wir nachgerüstet, so dass Heft und Klinge fest verbunden sind. Wenn Du dazu eine Adresse suchst, schick mir eine Mail: info@tischlein-schmueck-dich.de
- Nicht zu viel in den Korb stecken, verschmutzte Seite nach oben
- Nicht mit anderen Materialien in einem Korbabteil mischen
- Schonprogramm wählen, das bei niedriger Temperatur arbeitet.
- Nach der Reinigung sofort ausräumen oder mindestens die Gerätetüre WEIT öffnen, so zieht der Dampf ab.
Viel Spaß beim richtigen Reinigen und Freude am schön geputzten Silber!
Ich muss dann mal los. Hier ein Blick in meine laufende (!) Besteckschublade. Du siehst, hier warten ein bisschen Arbeit.
😉
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