Keine Ahnung mehr, was ich schon alles aus Messing oder Kupfer gereinigt habe. Dabei habe ich fast alles ausprobiert, was es an Ratschlägen gab. Was praxistauglich ist, stelle ich hier vor. Du findest Hausmittel und haushaltsübliche Industrie-Reiniger. Gleich vorweg: Es gibt nicht DAS Mittel, so wenig, wie es DEN Gegenstand gibt, den Du wieder in voller Schönheit haben möchtest.
Am Ende des Beitrags kannst Du mich auf eine kleine Foto-Tour begleiten. Dort erwecke ich ein besonders hartnäckig patiniertes und schmutzverkrustetes Teil wieder aus einem tiefen Schlaf.
Richtig reinigen – oder wie alt ist die Patina?
Ist das Teil massiv?
Reagiert Messing magnetisch, ist es vermessingt. Der Korpus ist dann aus Eisen. Vorsicht beim Reinigen, die dünne Messingauflage ist ratz-fatz abgerieben. Kupfer gibt seltener als Auflage. Bist Du Dir unsicher, einfach mit einem spitzen Nagel an der Unterseite kratzen. Schaut andersfarbiges Material durch, dann mit viel Vorsicht agieren.
Ein Sonderfall sind zaponierte Gegenstände
Sie sehen etwas milchiger aus. Wenn die Lackierung (der Zaponlack) noch intakt ist, dann vorsichtig mit lauwarmem Seifenwasser von Fett und Staub befreien und mit einem sehr weichen Tuch abtrocknen. Mehr tupfen als reiben. Ist der Lack beschädigt, dann ist das Untermaterial andersfarbig, weil lackfrei und schon oxydiert.
Es gibt nur die Wahl: Akzeptieren oder der Lack muss ab. Geht mit kochendem Wasser – und einige Zeit darin liegen lassen und den Lack abziehen oder mit Lackentferner aus dem Baumarkt (entsprechend der Anleitung) arbeiten. Unbedingt mit Brille, Handschuhen und an der frischen Luft.
Welches Objekt willst Du reinigen?
Du möchtest eine Münze aus Messing oder Kupfer reinigen? Bitte nicht. Münzen und Medaillen aus Messing oder Kupfer sind eher von kleinem Wert und auch nicht so alt. Trotzdem gibt es antike Teile (z.B. aus dem asiatischen Raum), die ein Schätzchen sein können. Und dafür steht dann auch die Patina. Mehr als ein warmes Seifenbad würde ich diesen Münzen nicht antun.
Zur Patina gehören auch dunkle Vertiefungen bei künstlerischen Teilen und bei Gebrauchsstücken. Hast Du den Ehrgeiz, alles herauszureinigen, dann fände ich das schade. Man nimmt den Sachen schnell die Seele. Und wenn es um die Wertbestimmung eines antiken Stückes geht, kann (auch) die Patina darüber befinden, ob es sich um ein Original oder um eine Kopie handelt.
Ich rede dabei nicht von der dunklen Verfärbung in den Gabelzwischenräumen eines Salatbestecks. Die sollte „alle Jahre wieder“ mal wieder gründlichst weg. Was mit Lebensmittteln in Berührung kommt, muss richtig sauber sein. Wird das Teil jedoch zur Deko oder zum Bepflanzen benutzt, dann kann man über vieles hinwegsehen. Es geht dann nur darum, dick angelaufenen Stellen sauber zu bekommen, damit sich im Laufe der Zeit wieder eine schöne warme und weiche Grundpatina einstellt.
Dieses Tablett habe ich auf einem Dachboden entdeckt und war überzeugt: Das kriege ich wieder hin!
Utensilien zum Reinigen?
Nicht alles, was hier aufgeführt ist, ist nötig, um einem Kerzenständer wieder Glanz zu verleihen. Wir sprechen auch über umfangreiche Reinigungsmaßnahmen.
- Polierwatte fürs Auto – gibt es ab 1 Euro/Tüte
- Alte Baumwoll-Lappen, in handliche Stücke geschnitten
- Mittelharte Nylonbürste (1x Spülbürste, 1x Zahnbürste)
- Silikonmatte als Unterlage
- Schwamm, ohne! kratzende Seite
- Gummihandschuhe für die Arbeit mit säurehaltiger Lösung
- Einweghandschuhe für die Polierpaste
- Baumwollhandschuhe zum Nachpolieren und ggf. beim Wiederanbringen, das schont die Fläche vor Fingerabdrücken
Welche Mittel funktionieren?
Wie schon gesagt, es gibt nicht DAS Mittel. Nicht nur, dass sich der Grad der Verschmutzung unterscheidet. Auch wie groß ein Teil ist, kann die Wahl der Mittel einschränken (Decken-, Tisch- und Stehlampen – Achtung – Elektrifizierung). Und auch, ob Dein Gegenstand fest mit dem Untergrund verbunden ist (Türbeschläge, Möbelbeschläge, Handläufe, Klingelschilder auf Holz oder Stein, Beschläge auf Leder oder Stoff). Das entscheidet, wie Du am besten vorgehst.
Vorbereitung für lose Teile
Deck‘ immer die Umgebung gut ab. Ich nutze meist eine große Silikonauflage, wie man sie auch zum Backen nimmt – darauf kommen alte Handtücher – die verwende ich immer wieder.
Man kann Flüssigkeiten gut mit einem festen Watte- oder Stoff-Knäuel aufreiben, aber bitte aufpassen, dass die Flüssigkeit nicht überall hin tropft und Spuren hinterlässt.
Einer normalen Küchenarbeitsplatte passiert wohl nichts – ein Holzboden bekommt hässliche Flecken, selbst ein Fliesenfußboden könnte Schaden nehmen – nicht in den Fliesen, aber in den Fugen. Die mögen Säure gar nicht.
Passt der Gegenstand in einen Eimer oder eine Schüssel? Dann kannst Du dort gut mit einer Lösung zur Vorreinigung arbeiten. Ich nehme gerne Edelstahl, stabiler Kunststoff eignet sich ebenfalls.
Passt der Gegenstand in einen Eimer oder eine Schüssel? Dann kannst Du dort gut mit einer Lösung zur Vorreinigung arbeiten. Ich nehme gerne Edelstahl, stabiler Kunststoff eignet sich ebenfalls.
Vorreinigung
Lösung zur Vorreinigung ansetzen
Hier macht mir Essigessenz oder Zitronensäure plus Salz den ersten Teil der Arbeit. Ich nehme 25%ige Essigessenz oder flüssige Zitronensäure – Verhältnis 10% Säure und 90 % Wasser plus eine Handvoll einfaches Speisesalz.
UNBEDINGT
Bei beiden Säuren den alten Handwerker-Spruch beachten:
Erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das Ungeheure!
Heißt auch, aufpassen, dass keine Spritzer ins Auge kommen – ich trage ohnehin eine Brille – sicherheitshalber immer eine Brille benutzen, wenn man mit säurehaltigem Wasser pantscht – und wenn was „ins Auge“ geht – sofort und lange mit viel klarem Wasser auswaschen.
Ich packe die Gegenstände in den Eimer und lasse die Sachen mindestens 2 Stunden drin. Es geht auch kürzer, bei geringer Verschmutzung, aber dann muss ich das zwischendrin bei jedem Stück prüfen. Ich mache das ganz pragmatisch – die Zeit ist mir egal, ich muss ja nicht danebenstehen. Vorher noch mal genau prüfen, ob nichts Geklebtes am Produkt ist. Das löst sich ab oder auch auf. Dass nichts in die Lösung kommt, wo Holz und Messing oder Kupfer und Holz gemixt sind, das versteht sich auch von selbst. (Wichtig bei Gegenständen aus den 50er- und 60er-Jahren)
Alles was lose ist, kann deutlich leichter gesäubert werden
Vergleiche dazu einfach eine Klingelplatte am Hauseingang. Hier geht es auch darum, die umliegende Wand sehr zu schonen, wenn die Platte nicht einfach abzumontieren ist.
Wenn Du einen Beschlag an einem Möbel oder an einer Türe gründlich säubern willst, und auf Hochglanz bringen – dann lohnt es sich immer, das Teil abzuschrauben. Es ist schlussendlich viel weniger Arbeit. Dazu ist es wichtig, die richtigen Schraubenzieher zur Hand zu haben. Versuche nicht, die Verbindung mit zu kleinen oder zu dicken Werkzeugen zu lösen, das geht schief. Du ruinierst die Schrauben und riskierst, dass Du die Teile nicht mehr ohne Beschädigung abmontieren kannst. Die Schrauben sind in der Regel (sonst sähe es nicht gut aus) auch aus Messing. Und Messing ist nicht so hart wie Stahl oder Edelstahl, also sei bitte vorsichtig.
Und dann, wie geht es weiter?
Möchtest Du bei einzelnen Gegenständen lediglich den Glanz auffrischen und ein paar unschöne Fingerabdrücke entfernen, dann überspringe die Vorreinigung. Dann brauchst Du auch nicht mit vollem Geschütz an Utensilien aufzufahren. Meist reicht eine ausgemusterte Hand-Zahnbürste und ein weiches Tuch völlig aus. Ich habe auch noch eine ältere elektrische Zahnbürste im Gebrauch, auch die leistet mir für Reinigungsarbeiten gute Dienste.
Mit einer nicht zu harten Nylonbürste säubere ich nun das Teil vom losen Schmutz und von der gelösten Oxydierung. Was ich auch empfehlen kann, sind (Nylon)-Bürsten-Aufsätze für den kleinen Akkuschrauber. Damit kommt man auch in tiefere Formen gut hinein. Einfach mal nach “Bürstensortiment für Akkuschrauber” googeln.
Jetzt beginnt der schöne Teil!
Die Paste ein paar Stunden auf Schadstellen einwirken lassen.
Hausmittel
Es gibt unzählige Mittel, die mal mehr, mal weniger helfen. Kommt immer auch auf die Art der Verschmutzung an – einfach mal probieren. Man glaubt es kaum: mit Ketchup oder Tomatenmark kann man gute Resultate erzielen. Meine Facebook-Freundinnen Nurgül und Suse schwören darauf. Die Säure, die in beiden Produkten steckt, wird der Grund dafür sein. Bei mir funktioniert es allerdings signifikant nur mit Messing.
Für Kupfer ist eine Mischung aus feinem Salz und hellem Haushaltsessig oft schon sehr wirkungsvoll und macht einen schönen Kupferton. Auf eine Bürste geben oder einen nicht zu großen Schwamm und gründlich einreiben. Bei sehr empfindlichen Oberflächen ERST auf der Unterseite testen – das kann mit dem Salz auch Kratzer geben!
Wo eine flüssige Lösung sich nicht so anbietet, weil alles runter tropft, verwende ich einen Brei zu gleichen Teilen aus Essig, Salz, Mehl und „etwas“ Backpulver. (Für das Maß einer Tasse nehme ich 1 TL Backpulver). Ist die Masse zu fest, dann mit Essig verdünnen, ist sie zu flüssig – mit Mehl andicken. Ich nehme einfaches, feines Salz, achte darauf, dass es sich schon anlöst, damit ich nichts verkratze. Beim Mehl nehme ich das einfachste, das ich bekommen kann. Diese Mischung lasse ich etwas stehen, damit sich der Weizenkleber entwickelt.
Mit einem Küchenpinsel trage ich die Masse ringsum auf das Messingteil auf. Ich stelle es auf eine ausreichend große Silikonmatte und lasse es einige Zeit einwirken. (Immer mal wieder schauen). Dann brösle ich alles weg. Das kann in den Hausmüll und ich wasche mein Messingteil gut ab. Wo noch Reste der Oxydierung zu sehen sind, wird die Prozedur wiederholt.
Diese selbstgemixte Paste hat auch Vorteile bei Teilen, die Ihr nicht abmontieren könnt. Mehl-Rückstände lassen sich leichter entfernen als eine chemische Metallpolitur. Die Mehlpampe setzt sich auch nicht so dauerhaft in Ecken und Winkeln fest – besonders bei filigranen Teilen. Achtet mal an verbauten Messingteilen im Außenbereich darauf – wie oft glänzt die Oberfläche, aber in den Vertiefungen blitzt die helle Paste überall hervor.
Hört sich aufwendig an?
Keine Sorge, das ist es nicht wirklich. Zwei Drittel aller Messingteile lassen sich mit der Paste beim ersten Mal reinigen. Ich möchte Euch aber auch Lösungen (im wahrsten Sinne!) an die Hand geben, wenn es mal schwieriger wird und Ihr nicht gleich den erwünschten Erfolg habt.
Besonders bei Kupfer nehme ich gerne 1 Teil Säure und 2 Teile Wasser. Bei Messing ist mein Verhältnis 1:3. Und pro Liter Flüssigkeit kommen 50g Salz dazu. Bei Kupfer kann man die Essigmenge auch deutlich erhöhen – ich habe auch schon gute Ergebnisse nur mit Essig und Salz erzielt. Aber wo es nicht erforderlich ist, muss ich ja nicht unnötig Essig verbrauchen.
Alles was die Vorreinigung nicht geschafft hat, wird nun mit einer festen Kugel eingerieben, die aus Tuch oder Watte ist und gut getränkt wurde. Das lasse ich dann ca. 10 – 20 min einwirken. Manchmal auch länger – je nach dem, wie die Wirkung ist. Ggf. mit der Lösung an den Stellen wiederholen, wo das Material noch nicht die Wunschoptik hat.
Wenn ich in der Küche Zitronen auspresse und weiß – Messing- oder Kupferpolitur steht an, wird nicht ganz so fest ausgepresst wie sonst und die Hälften kommen in einen Beutel in den Kühlschrank und werden am Putztag in feines Salz getaucht und damit wird der Gegenstand eingerieben. Oder eben Ketchup bzw. Tomatenmark.
Was ist mit Sauerkraut, Buttermilch, Natron?
Das kann man auch verwenden – aber was im Einzelfall nicht mit den obigen Hausmitteln funktioniert, funktioniert damit bestimmt auch nicht. Dann muss einfach die Reinigungspaste ran.
Nach dem Zitronensäure-Salz-Bad geht’s mit Kraft zur Sache.
Wenn kein Hausmittel hilft, dann Paste, Watte etc.
Es gibt Legionen von Putzmitteln für Kupfer und Messing. Im Laufe meiner „Restaurierungs-Karriere“ haben sich einige wenige aber wirklich bewährt. Auch hier hilft nicht eines für alles – aber eines von allen hat bisher immer die gewünschte Wirkung erzielt. Ich werde weder von den Firmen bezahlt noch gesponsert – also ich habe nix davon, welches der Mittel Du verwendest.
Meine Favoriten-Paste ist Gundel-Putz (Polier Abziehpaste). Ich verlinke sie Dir.
Wenn Du hier bestellst, bekomme ich eine kleine Provision und dafür bedanke ich mich.
Link zur versandfreien Lieferung von 150 g Gundel Putz für Messing und Kupfer.
Und hier die eher flüssigere Alternative ist Sidol. Ich hatte die Tage auch mal Elsterglanz (braun) in der Erprobung, mit ordentlichem Ergebnis, mal sehen, ob es sich wiederholt
Je nach Gegenstand empfiehlt sich auch Polierwatte: Ich schwanke immer zwischen Metarex (besonders bei Messing) und Never Dull. Ich bilde mir ein, mit Never Dull wäre ich bei Kupfersachen einen Tick erfolgreicher.
Ist das industrielle Putzmittel nicht ungesund?
Nun, aufs Brot würde ich es auch nicht streichen. Bei mir gilt: So wenig als möglich. Ich glaube nicht an: „viel hilft viel“. Im Gegenteil, die beste Wirkung erziele ich mit einer ganz dünnen Schicht. Diese wird mit Druck eingerieben. Mein wirksamstes Werkzeug dafür: Mein Daumen!
Ich arbeite bei offenem Fenster und übertreibe das Putzen auch nicht. Ich habe einen richtigen Spiegel, ich muss mich also im Kerzenleuchter und auf dem Messingtablett nicht sehen können.
Was benutze ich nicht
Von Stahlwoll-Kissen, Schleifpapier, Scheuermilch (Vim o.ä.) etc. will ich persönlich nichts wissen. Ob Du damit eine hartnäckige Oxydationsschicht abbekommst, ist nicht sicher – ganz sicher aber hast Du Kratzer in der Oberfläche und wenn Du damit auf vermessingten Teilen arbeitest, kann es sein, dass Du die ganze Oberfläche ruinierst.
Bei etwas gröberen Kupfersachen gehe ich allerdings auch mal mit Stahlwolle 0000 ran. Die vier Nullen stehen für den Feinheitsgrad. Wenn man hier immer in der gleichen Richtung arbeitet, also nicht wild im Kreis herumschrubbt und z.B. mit Gundel Putz nachpoliert, dann kommt man mit einer heftigen Grünspan-Patina bei Kupfer ganz schön weit.
Die Wirkung ist da. Der Aufwand lohnt sich!
Politur: Akkuschrauber plus missbrauchtes Nagelpflegeset.
Das Art Deco-Tablett ist gerettet und strahlt in altem Glanz!
Noch ein Tipp zum Schluss
Du bist fertig, poliere noch mal über alles drüber. Stell‘ das Teil auf einer sauberen Fläche ab. Geh einen Schritt zurück und freu Dich, wie gut das Ergebnis geworden ist. Denn mit dieser Freude gehst du ans Werk, wenn Du meinst: „Ich müsste mal wieder Messing oder Kupfer putzen!“
Ganz viel Erfolg wünsche ich dabei.
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